Gelassen und souverän reagieren
Bist du bereit für die Praxis? Dann gehen wir zu konkreten Reaktionen über. Machen wir uns noch einmal das Ziel bewusst: Du reagierst gelassen und souverän auf einen Angriff, indem du aus der Palette von Werkzeugen in deinem Kommunikationskoffer ein passendes Instrument auswählst. Und du bleibst selbst möglichst fair. Schliesslich ist dein Ziel nicht, den anderen mundtot zu machen und ihm das Gefühl der Unterlegenheit zu geben. Wenn man nur auf Gewinnen und Machtdemonstration aus ist, rächt sich das oft im Nachhinein, weil der Unterlegene nach Möglichkeiten suchen wird, dir bei anderer Gelegenheit zu schaden.
Und natürlich kommt es bei der Auswahl der passenden Instrumente auch auf die Situation an. Bei dummen Bemerkungen von Unbekannten oder Sticheleien im Kollegenkreis sind humorvoll-gelassene Reaktionen sinnvoll. Hat man es jedoch mit Kritik im beruflichen Umfeld, z.B. Vorgesetzten oder Kunden zu tun, sind Humor und flotte Sprüche fehl am Platz.
Beginnen wir mit dem Kontern auf dumme Sprüche hier geht es darum, schnell zu sein und seine persönliche Integrität zu wahren. Da hilft, sich einfacher Methoden oder der Minimalreaktionen bedienen. Wie wäre es mit der „besser als“-Technik?
Beispiele
- „Sie sind aber dick geworden!“
„Besser dick und ausgeglichen als dünn und unzufrieden.“
2. „Sie haben ja keine Ahnung.“
„Besser ahnungslos als stillos.“
3. „Du musst immer mit dem Kopf durch die Wand!“
„Besser mit dem Kopf durch die Wand als ein Brett vor dem Kopf“.
Hast du das Prinzip erkannt? Du greifst dir den Gift-Pfeil sozusagen aus der Luft – und gibst ihm eine andere Richtung: mit Gegensätzen, Wortspielen oder Reimen.
Natürlich gäbe es bei den Beispielen auch noch andere Reaktionsmöglichkeiten.
- „Sie sind aber dick geworden!“
„Ja, da habe ich mir auch wirklich Mühe gegeben“ – Flucht nach vorn, Wind aus den Segeln nehmen„Neidisch?“ – natürlich garniert mit einem charmanten Lächeln
„Tatsächlich, jetzt wo Sie es sagen, fällt es mir auch auf. Danke für den Hinweis.“
Damit lässt du das Ganze an dir wie an einer Teflonpfanne abprallen. Du signalisierst dem anderen natürlich auch, dass du ihn nicht ernst nimmst. Aber muss man Menschen, die so eine dumme Bemerkung machen, ernst nehmen?
2. „Sie haben ja keine Ahnung!“
„Ahnung? Nein, Ahnungen sind mir zu vage. Ich halte mich lieber an Fakten und Wissen statt an Ahnungen.“ – verwirren und den anderen bewusst missverstehen.
„Wovon genau haben Sie denn Ahnung?“ entwaffnende Gegenfrage
„Genau!“ – Minimalreaktion, Thema beendet – wenn es sich gar nicht lohnt mit dem anderen zu diskutieren
3. „Du musst immer mit dem Kopf durch die Wand!“
Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den anderen mit einer humorvollen Bemerkung zu entwaffnen:
„Stimmt, ich muss ja irgendwo meine überschüssige Energie loswerden.“
„Dann wären ja lauter Löcher in den Wänden. Wo siehst du denn ein Loch?“
„Sorg doch einfach für offene Türen, dann kann ich mir das sparen.“
Schauen wir uns noch ein paar nette Angriffe an – und passende Reaktionsmöglichkeiten:
4. „Sie sind schon wieder zu spät gekommen. Haben Sie keinen Wecker?“
„Doch“ – Diese Antwort bietet sich an, wenn die Kritik nicht gerade von deinem Vorgesetzten kommt. Sonst lieber versachlichen und die Verallgemeinerung „schon wieder“ entkräften:
„Das stimmt, heute bin ich tatsächlich zu spät gekommen, weil der Zug Verspätung hatte. Das war wirklich eine Ausnahme.“
5. „Sie sehen so blass aus heute, die Farbe steht Ihnen nicht.“
„Es freut mich, dass Ihnen meine vornehme Blässe auffällt.“
Natürlich kannst du auch mit einer beliebigen Minimalreaktion kontern: „Ach was?!“, „Danke für die Anregung“ – oder ein Sprichwort à la: „Tastes differ, wie der Brite sagt“.
6. „Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, aber dein Projektbericht war total schlampig geschrieben.“
Souverän reagieren, heisst hier auf dem Sachohr zu reagieren: „Danke für den Tipp. Wo genau hast du noch Fehler gefunden?“
Wichtig: Nicht auf die Provokation reagieren. Negatives neutralisieren. Keine Rechtfertigungen, das wirkt wie eine beleidigte Leberwurst. Und wie schon einmal erläutert, nicht negative Etiketten wiederholen, also nicht fragen: „Warum findest du meinen Bericht schlampig?“
7. „So, Sie brauchen eine Rauchpause. Wissen Sie denn nicht, dass Rauchen schädlich ist?“
Deine kurze und bündige Antwort: Doch!
oder „Rauchfleisch hält länger“.
8. „Sorry, aber ich habe es ganz eilig. Ich darf doch sicher mal eben schnell die Sachen zahlen, gell?“
Wenn es dich tatsächlich nicht stört, sagst du ja.
Ansonsten: „Sie dürfen gerne Ihre Sachen zahlen, wenn ich mit meinen fertig bin.“
9. „Denken Sie doch erst mal nach, bevor Sie reden!“
Mit Humor reagieren – und mit einer Gegenfrage: „Haben Sie gerade nachgedacht, bevor Sie geredet haben?“
10. „Na, die Feiertage haben aber an deinen Hüften Spuren hinterlassen.“
„Tatsächlich.“
„Neidisch? Hast du über die Feiertage Diät gemacht?„
11. „Das ist doch wieder typisch Frau! Immer passiv sein im Team, aber dann fremde Lorbeeren ernten, wenn das Projekt beim Chef gut ankommt.“
Am besten mit einer Gegenfrage den anderen entwaffnen: „Wie sähe denn deine Reaktion als typischer Mann aus?“