Manipulationen durchschauen – Polemik erkennen

Manipulationen durchschauen, Polemik erkennen: Beliebte Angriffsmuster – passende Abwehrmöglichkeiten

Polemik – damit sind wir bei Angriffen häufig konfrontiert. Polemik bedeutet, dass man den anderen persönlich angreift und sich selbst erhöht. Donald Trump beherrscht dieses Verhalten perfekt. Er würdigt andere herab, um sich selbst gleichzeitig zu loben.

Bestimmt hast du dir auch schon mal den blöden Spruch anhören müssen: „Typisch Frau!“ oder „Frauen sind immer so überempfindlich.“ Das ist Polemik. Und im Grunde kannst du mit dieser Feststellung die Äusserung einfach quittieren und links liegen lassen.

Bei der Polemik wendet man unfaire und unsachliche Methoden an. Zum Beispiel: „Jeder vernünftige Mensch weiss, dass das so nicht geht!“ Unfair und unlogisch ist die Verknüpfung von „jeder vernünftige Mensch“ mit der persönlichen Meinung des Sprechers. Denn das ist keine Tatsache, sondern eine Behauptung des Sprechers. Der Trick bei der Polemik ist, Meinungen als Tatsachen zu verkaufen und andere Meinungen als absurd darzustellen. Deshalb ist es wichtig, Polemik zu erkennen und die Verallgemeinerungen und unlogischen Verknüpfungen zu enttarnen.

Polemische Äusserungen hört man leicht auf dem Beziehungsohr. Sie sind natürlich auch so gemeint. Aber du weisst ja: Auch wenn der Sprecher etwas als Beziehungsbotschaft gemeint hat, müssen wir es noch lange nicht so hören. In unserem Beispiel hört man: „Wenn du das nicht weisst, bist du blöd.“ Auf diesen Angriff „Du bist blöd“ werden wir gestresst reagieren, uns verteidigen oder den anderen angreifen. Stattdessen hört man besser die Selbstaussage. „Ich weiss das, und deshalb bin ich vernünftig.“ Nun kann ich nachfragen: „Sie meinen, dass Sie ein vernünftiger Mensch sind, weil Sie das wissen?“

Vermutlich ist es nicht dein Ziel, andere mit polemischen Äusserungen zu bluffen. Trotzdem hilft es, ein Repertoire von solchen polemischen Taktiken zu kennen, zu durchschauen und Abwehrmöglichkeiten parat zu haben. Schlagfertigkeit entwickelt man, indem man sich auf mögliche Angriffe vorbereitet und weiss, wie man darauf reagieren kann. Und alles, was du „im Trocknen“ schon mal durchgespielt hast, wird dir in einer mit Stress verbundenen Angriffssituation spontaner einfallen, statt drei Woche später entspannt in der Badewanne.

Wie kannst du also bei Polemik gelassen bleiben? Zwei Dinge brauchst du:

  1. Du musst die Polemik erkennen: Verallgemeinerungen und Subjektives hinterfragen und um Präzisierung bitten – also auf dem Sachohr hören
  2. Du musst die Selbstaussage des anderen heraushören: Was verrät er über sich selbst?

Dann schauen wir uns doch einmal eine Auswahl gängiger polemischer Angriffe an:

  1. Bluffen und sich selbst erhöhen
  • Schon Einstein sagte, dass….
  • Du kennst sicher die neuste Studie zu XY von Prof. Meier und verstehst, dass…..
  • Auch alle anderen Experten sind genau dieser Ansicht.

Was für eine Selbstaussage steckt dahinter? Ganz klar, der Sprecher will sich auf eine Stufe mit Einstein oder den von ihn genannten Professoren und Experten stellen und möchte dir damit imponieren. So nach dem Motto: Ich und Einstein sind der Meinung. .. Und leider können wir die genannten Personen nicht fragen. Du erkennst also, hier will dir jemand seine subjektive Meinung als sachlich bewiesen verkaufen und dich bluffen.

Deine Abwehr-Strategie: hinterfrage und relativiere die Allgemeingültigkeit

Wenn andere sich mit Einstein, Ghandi oder wem auch immer auf eine Stufe stellen, sagst du: „Einstein hat viele interessante Dinge gesagt, aber was hat das mit Ihrer Meinung zu tun? Oder: Kannten Sie Einstein persönlich?

Das 2. Beispiel:

Sie kennen sicher die neue Studie von Prof. Meier und verstehen, dass …. Natürlich will der andere, dass du denkst: „Mist, ich kenne Prof. Meier nicht, also habe ich keine Ahnung.“ Also durchkreuzt du die Absicht des anderen und sagst: „Wer ist Professor Meier?“

Wenn Experten, die natürlich nicht anwesend sind, als Beleg zitiert werden, sagst du: „Es mag sein, dass viele diese Ansicht vertreten. Das allein beweist jedoch nicht, dass diese Ansicht richtig ist.“ Und dann sagst du einfach das, was du denkst.

Der 2. Polemik-Trick, das Personalisieren

  • Ich aus meiner Erfahrung als … , weiss jedenfalls …
  • Aus meiner langjährigen Praxis als … kann ich mit Sicherheit sagen, dass …

Auch hier versucht sich jemand selbst zu erhöhen. Die Selbstaussage ist: „Ich habe viel Erfahrung und bin deshalb kompetent.“ Aber diese Gleichung stimmt natürlich nicht unbedingt. Man kann auch viel Erfahrung haben und trotzdem inkompetent sein. Viel Erfahrung heisst nicht, dass man alles richtig gemacht hat und erfolgreich war. Lass dich also nicht bluffen. Aber bleibe selbst fair und nimm den Ball elegant auf. Die beste Strategie ist:

Wertschätzung ausdrücken und die eigene Position souverän darstellen

„Ich bin sicher, dass Sie das lange erfolgreich so eingesetzt haben. Für eine Neuorientierung spricht …..“

Ganz ähnlich funktioniert das Appellieren:

  1. Appellieren
  • Gerade Sie als Experte müssen doch besonders…..
  • Ich appelliere an Ihren gesunden Menschenverstand…
  • Ich habe besonders von Ihnen Unterstützung in diesem Punkt erwartet.

Strategie: das Positive aufnehmen und in die eigene Argumentation einbauen

„Eben weil ich Experte bin, versichere ich Ihnen, dass ….“

„Mein gesunder Menschenverstand sagt mir …

„Ihr Vertrauen ehrt mich und ich würde Sie gern unterstützen. Doch schliesslich geht es hier um die Sache.“

  1. Ziemlich fies, aber sehr verbreitet sind indirekte Andeutungen
  • Ich will nicht sagen, dass Ihre Behauptungen völlig irrational sind….
  • Ich will Sie nicht verletzen, aber….
  • Ich möchte Ihnen nicht ganz widersprechen, aber….

Hier ist es wichtig, entspannt zu bleiben und taub auf dem Beziehungsohr zu reagieren. Deine Abwehr-Strategie: am besten die Provokation überhören und den Inhalt souverän thematisieren

„An welcher Stelle genau können Sie meinen Ausführungen nicht folgen?“

„Sie sind also der Meinung, dass …. Nun ich finde, ….“

„Ich habe kein Problem mit anderen Standpunkten. Mein Standpunkt ist….“

„Sagen Sie doch einfach, was Sie meinen, nicht das, was Sie nicht meinen. Das erleichtert die Kommunikation.“

  1. Killerphrasen

Typisch! Mit Killerphrasen kann man alles abschmettern. Doch damit gibt man über sich selbst preis, dass man eine vorgefertigte Meinung hat – und keine wirklichen Argumente.

  • Typisch Frau! Typisch Mann! Typisch …!
  • Das ist wieder so ein völlig irrationales Argument.
  • Kalter Kaffee! So ein Blödsinn!
  • Fake News! (Das sagt Trump immer, wenn ihm etwas nicht passt – und leider funktioniert es: so sad!)

Deine Strategie: versachliche die inhaltlosen Angriffe und bestehe auf Fakten.

„Ich akzeptiere, dass mein Vorschlag aus Ihrer Sicht noch zu wenig greifbar ist und werde ihn gern noch einmal anhand eines Beispiels konkretisieren.“

Nie wieder sprachlos – fair kontern!