Nie wieder sprachlos – fair kontern!

  1. Reagieren mit Minimaltechniken

Du hast gelernt, dass es wichtig ist, die Botschaft des Gegenübers zu hinterfragen und zu hören: Was sagt der andere über sich selbst und über die Sache aus? Und du hast dich auch mit den wichtigsten polemischen Angriffstechniken vertraut gemacht. Jetzt wappnest du dich mit einer Auswahl von Instrumenten, mit denen du auf Angriffe reagieren kannst: mehr gelassen oder mehr schlagfertig, mit Worten oder eher ohne Worte. Wie man mit wenig Worten reagiert, darum geht es in der ersten Lektion.

Mach dir zunächst bewusst: Du hast immer die Wahl:

  1. den Ball zurückzuspielen oder
  2.  den Ball gar nicht anzunehmen und ins Aus gehen zu lassen.

Und du hast immer die Wahl, selbst souverän und fair zu bleiben oder mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Je nachdem, wie wichtig dir die Beziehung zur anderen Person ist, solltest du dir auch bewusst macht, welche Konsequenzen Ihre Reaktion auf Ihr zukünftiges Miteinander haben wird. Wenn man anderen das Gefühl gibt, dass sie einem unterlegen sind, dann wird es immer wieder zu weiteren offenen oder versteckten Angriffen kommen. Allerdings auch, wenn man anderen das Gefühl gibt, dass sie überlegen sind und man selbst unterlegen. Dann werden sie dieses Terrain, das du anderen damit überlässt, für ihre eigenen Zwecke nutzen – und du ziehst den Kürzeren.

Es gilt: Der Platz, den du anderen gibst, den nehmen sich eben auch die anderen.

Ziel ist also, dass du deine Souveränität wahren bzw. wiederherstellen kannst. Und dazu muss man dem oder der anderen manchmal auch klare Grenzen setzen.

Doch wie du weisst, ist man bei Angriffen zunächst perplex und entsprechend blockiert. Die passende Reaktion fällt einem erst später ein. Deshalb ist es wichtig, sich ein paar schnelle Reaktionen in den Instrumentenkoffer zu packen. Damit befreist du dich vom blockierenden Druck der Logik und davon, besonders geistreich sein zu müssen.

Lächeln ist die entspannteste Art, seinem Gegner die Zähne zu zeigen„, sagt ein Sprichwort. Also lächelst du entspannt, wenn du angegriffen wirst.

Beispiel

Jemand sagt: „Von diesem Thema haben Frauen keine Ahnung.“ Statt Frau könnten wir auch sonst irgendeine Gruppe einsetzen, zu der du an sich gehörst. Deshalb: Ja nicht als Beziehungsbotschaft hören und persönlich nehmen, sondern gelassen reagieren und einfach lächeln. Lass den Giftpfeil entspannt ins Aus gehen. Dieser Mensch sagt etwas über sich selbst: „Ich habe Vorurteile – und keine wirklichen Argumente.“ Es ist unwahrscheinlich, dass du das Weltbild dieses Menschen ändern wirst. Der Aufwand einer Diskussion lohnt sich also nicht.

Weitere Möglichkeiten der schnellen und minimalen Reaktion sind:

  • dem anderen freundlich zunicken
  • Augenzwinkern

Diese Reaktionen bieten sich auch in Situationen an, in denen du von anderen beleidigt wirst und die du deseskalieren willst. Zum Beispiel beim Streit um einen Parkplatz oder darüber, wer an der Kasse zuerst war. Souverän sein und lächeln und freundlich nicken. Die Zeit, die du auf eine Auseinandersetzung mit der Person aufwenden würdest, ist verlorene Zeit – und das Ganze dauert dann garantiert länger, als wenn du auf den nächsten Parkplatz wartest oder halt eine Minute länger an der Kasse stehst.

Oder du reagierst mit minimalen Sprach-Reaktionen. Auch dazu braucht es keinen grossen Denkaufwand, so etwas kannst du spontan aus dem Koffer ziehen.

  • Donnerwetter!
  • Olé!
  • Ach was!
  • Das ist eine interessante Perspektive.
  • Uups!
  • So so …
  • Wow!
  • Wie bitte?“ oder Entschuldigung? (auch als Scheinfrage, um dem anderen eine Chance zu geben, die Bemerkung fallen zu lassen)
  • Zeit gewinnen: Moment mal, interessant

Auch immer praktisch für eine schnelle Reaktion sind Allerweltssätze aus deinem Instrumentenkoffer:

  • Sprichwörter oder Zitate, die überhaupt nicht passen müssen -deshalb werden Sie den Gesprächspartner damit irritieren und verwirren. Und damit aus dem Konzept bringen.
  • Steter Tropfen höhlt den Stein.
  • Wenn du auf einem toten Mustang sitzt, steig ab.
  • Honi soit qui mal y pense.
  • The rest is silence.
  • Das ist ein weites Feld.
  • Errare humanum est.
  • Per aspera ad astra.
  • Wie heisst es doch im Tell: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
  • Wenn Sie das sagen.
  • Das klingt plausibel.
  • Das haben Sie schön gesagt.
  • Ich bewundere Ihre Schlagfertigkeit.
  • Ich gebe Ihnen gern recht, evtl. mit dem Zusatz: wenn Sie sich so besser fühlen

Was auch oft hilfreich ist bei groben Angriffen ist der Satz „Jetzt bin ich sprachlos.“ Je nachdem mit welcher Mimik und mit welchem Unterton du das sagst, kann das unterschiedlich wirken. Mit einem Lächeln eher humorvoll entwaffnend, aber auch neutral und betroffen, sodass das Gegenüber vielleicht merkt, dass es zu weit gegangen ist. Man kann es auch gut dazu einsetzen, um Zeit zu gewinnen.

Schliesslich muss man ehrlich sagen, dass du mit diesen Minimalreaktionen ein Problem nicht umfassend lösen kannst, sondern erst einmal eine spontane und souveräne Reaktion zeigst, die der/die andere nicht erwartet hat. So seid ihr wieder auf gleicher Augenhöhe – und du kannst von dieser souveränen Position aus weiterdiskutieren, wenn es die Sache (oder die Person) tatsächlich wert ist. Bei Leuten, die einfach nur ein Opfer für ihre dummen Sprüche suchen oder ein Ventil für ihre eigene Unzufriedenheit, kannst du dir mit solchen Reaktionen Respekt verschaffen und Terrain gewinnen. Damit hast du dem Gegenüber Grenzen gesetzt und er/sie sucht sich vielleicht ein einfacheres Opfer, das sein Spiel nicht so schnell durchkreuzt.

Kontern mit Humor